Walter Sabatini

Eine befremdende Partie: werden die Neuverpflichtungen nochmals überdacht?

Ja, dieser Verantwortung müssen wir uns alle stellen. Wir wollen die Spieler nicht blossstellen, in diesen Spielen spielt auch das Temperament eine entscheidende Rolle und nicht bloss die Qualitäten. Und dieses Temperament müssten wir eben jeden Sonntag zeigen.

Wo sollen wir beginnen? Die Roma hat dieselben Punkte auf dem Konto wie vor einem Jahr unter Luis Enrique…

Keine Wahl ist unzureichend. Viele verdienen im Moment das Trikot nicht, dass sie tragen. Wir müssen auf der Stelle einen anderen Weg einschagen. Auf der Stelle.

Zeman ist enttäuscht und sagt, dass man auf diese Art nicht in der SerieA spielen kann. Vom Charakter her hat sich sehr wenig geändert bei der Roma…

Dem Verein und den Angestellten, darunter Baldini, Fenucci und mir, ist es nicht gelungen, den Spieler wichtige Messages durchzugeben, die entscheidend wären. Dass man hier verliert, kann sein, aber nicht auf diese Weise mit 3-4 Aussetzern in 7 Minuten. Das ist es nicht, was wir unseren Anhängern bieten wollen, dessen müssen wir uns bewusst werden und zur Normalität zurückkehren.

Wie sehr haben sie auf der Tribüne gelitten?

Genau so sehr wie die Anhänger, die Spieler auf dem Platz und der Trainer. Das ist ein Leid, an dem wir teilnehmen und wir werden versuchen, das zu verbessern, was zu verbessern ist.

Gibt es das Riskiko, das Vertrauen in Zeman zu verlieren?

Man spricht unnötigerweise vom scudetto. Zeman möchte gewinnen und es liegt an den Spielern, sich einzusetzen und ihre Qualitäten auf dem Platz unter Beweis zu stellen. WIr wurden auch in unserem Stolz verletzt, ein unerträglicher Niederschlag. Während meiner profesionellen Karriere habe ich Schlimmeres erlebt, da muss man sich mit Ehrlichkeit erheben und sich mit der Sache auseinandersetzen. Wir werden wieder aufstehen, dazu verfügen wir über die nötigen Qualitäten.

Der defensive Bereich ist schlecht konstruiert, hinten befindet sich die Roma immer in Schwierigkeiten…

Phasenweise haben wir guten Fussball gespielt, vorne und hinten. Wir sind etwa an der Hälfte des Weges angelangt, den wir vor uns hatten, um dem Team die technisch-taktischen Eigenschaften anzueignen, wir müssen weiterarbeiten. Der Mannschaft ist es noch nicht gelungen, die richtigen Spielzüge zu memorisieren, und damit meine ich nicht bloss den defensiven Bereich. Heute Abend war unser Widerstand nicht auf der Höhe.

Die Roma hat verloren, indem man in wenigen Minuten drei Gegentreffer erhalten hat: genau wie letztes Jahr. Sind es die Spieler, die noch nicht begriffen haben, wie man in Turin spielen muss?

Jeder, der gegen Juventus spielt, wird auf Schwierigkeiten stossen. DIe Mannschaft besitzt taktisches Spielsystem, das sie stur durchziehen. Die Vergangenheit interessiert mich nicht: jeder muss selbst beweisen, dass er es verdient, im Kader der Roma zu stehen, wie auch wir. Ein paar Spieler hätten mehr verdient gehabt, bei anderen ist es genau umgekehrt.

Leandro Castàn (Twitter)

Heute hat nichts zusammengepasst, jetzt müssen wir arbeiten um wieder zu gewinnen!!!

Alessandro Florenzi

Drei Gegentreffer in wenigen Minuten…

Ja, wir haben Fehler begangen und sind richtig enttäuscht.

Wird das Projekt fortgeführt?

Das entscheidet man am Ende. Das Projekt kann auch positiv abgeschlossen werden, wenn sich die Spieler weiterentwickelt haben und wir es nicht in die ersten Positionen geschafft haben.

Die Schuld?

Die Linien haben nicht gut zusammen harmoniert, da müssen wir im Training vermehrt daran arbeiten.

Hast du dir erwartet, in der Stammformation zu stehen?

Im Fussball ist alles möglich, trotzdem war es eine schöne Überraschung. Für mich besitzt dieses Trikot einen hohen Wert und ich hoffe, dass ich das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, zurückzahlen kann.

Mit dir ist es, als hätte man einen Scheck auf der Bank…

Danke für das Kompliment.

Zdenek Zeman

Eine ernste Analyse: drei Gegentreffer in wenigen Minuten, Latten und Verwarnte. Ein Rückschlag?

Das Spiel war sicherlich ein schreckliches Spiel für uns, uns ist nichts gelungen. Als Kollektiv haben wir versagt, heute hätten wir gegen jeden Gegner gelitten.

Die Gründe?

Ich kann mir nicht erklären, wie es dazu gekommen ist, wir hätten die Mittel gehabt, um zu konkurrieren. Aber wir waren in allen Bereichen zu passiv. Ich hätte mir eine Reaktion erwartet, auch auf Kosten, Fehler zu begehen…

Pirlo genoss viele Freiheiten. Wieso?

Aus Entscheidungen heraus. Im Mittelfeld mussten wir uns grundsätzlich um Marchisio und Vidal kümmern, die ja schliesslich die Partie entschieden haben.

Das Mittelfeld der Roma war zu wenig aggressiv und die falsch stehende Verteidigung, die die Offside-Falle unmöglich gemacht hat…

Für mich ist es genau das Gegenteil: in vielen Situationen mussten wir hoch stehen und den Ball decken, wodurch der Stürmer einfach durch die Linien kam.

Wie ist es möglich, dass es Ihnen nicht gelingt, dem Team Ihre Stärken einzutrichtern?

Auch mir hätte es besser gefallen, ein aggressives Team zu sehen: wir waren passiv, und gegen Juventus ist das schwierig.

Das Ambiente im Juventus Stadium?

Ich war zum ersten Mal in diesem Stadion, habe aber nicht verstanden, was die Fans gesagt haben.

Gehört die Roma immer noch zu den Meister-Anwärtern?

Die Meisterschaft ist noch lange und wenn wir die Leistung von heute Abend nicht wiederholen, ist alles möglich. Aber dazu braucht es eine andere Mentalität als die, die wir heute an den Tag gelegt haben.

Fühlen Sie sich übergangen, was das Alter betrifft?

Nein, überhaupt nicht. Schliesslich sind viele von uns alt, vom Papst über den Präsidenten…

Daniele De Rossi

Ein grosser Rückschritt heute Abend.

Wir sind auf einen Gegner getroffen, der erfahrener und stärker war. Es schien, als kennen sie uns in allen Einzelheiten. Uns und unsere Schwächen. Sie haben gleich besser ins Spiel gefunden als wir: eben als echtes Team mit Champions.

Was fehlt noch? Kennt ihr die Systeme von Zeman zu wenig?

Es hat an vielem gefehlt, heute gibt es nichts, woran wir uns klammern könnten. Es bleibt uns bloss an die Zukunft zu denken. Ein negatives Spiel, in dem wir deutlich unter dem Spiel von Juventus gelitten haben bis auf eine kurze Phase, in der wir etwas besser ins Spiel gefunden haben. Das einzig Positive ist die Tatsache, dass erst sechs Spieltage um sind und wir uns von nun an auf unsere Meisterschaft konzentrieren können, auch wenn Juventus für uns ausser Reichweite liegt.

Bist du enttäuscht von Zeman?

Das fehlte noch, es wäre hochnässig, so was zu sagen. Mich enttäuscht die Roma, mich eingeschlossen. Wir haben uns unter Wert verkauft und könnten weitaus mehr. Mit harter Arbeit können wir noch um den dritten Platz spielen, meiner Meinung nach.

Immer zu spät am Ball: rennt ihr falsch oder zu wenig?

Es ist nicht zu übersehen: sie haben auch im physischen Bereich mehr zu bieten als wir. Sie geben Vollgas und sind dabei auch noch organisiert: es scheint fast, als rennen sie weniger aber besser. Wir arbeiten bereits hart, aber es gibt noch viel zu tun. Vor allem im taktischen Bereich und in der Kommunukation untereinander, wir müssen uns besser kennenlernen.

Welches ist jetzt das Ziel der Roma? Was willst du den Fans sagen?

Meiner Meinung nach tut man dem Umfeld keinen Gefallen, wenn man vom scudetto spricht. Das habe ich immer gesagt, von Anfang Jahr an wusste ich, dass wir nicht um den ersten Platz spielen können. Vom aktuellen Stand her wäre es hervorragend, wenn den dritten Platz herausholen könnte. Unser Projekt ist auf mehrere Jahre hinausgelegt und es dauert seine Zeit, bis sich eine Identität herausgebildet und man die Spielzüge verinnerlicht hat.

Du spielst besser auf der linken Seite. Was fordert der Mister von dir? Sollst du dich einbringen oder neben dem Spielmacher agieren?

Ich muss mich weniger einbringen als Florenzi, der schneller ist als ich. Ich müsste die Flanken von der linken Seite verhindern, aber dafür müssten wir den Ball gewinnen, was heute nicht oft passiert ist. Es ist schwierig, die taktischen Positionen zu analysieren ohne Ballbesitz. Meine Position entsprich derjenigen der EM, in dem ich ansprechende Leistungen gezeigt habe. Die Einzelnen müssen das Team unterstützen, und wenn es dem Team gut läuft, ist das für den Einzelnen wiederum auch wieder ein Vorteil.

Der Fussball von Zeman ist demnach keine Utopie…

Unabhängig von Zeman: es gibt nur einen Fussball, niemand erfindet ihn neu. Man muss versuchen, die Punkte zu erreichen. Dinge wie Utopien und Träume gehören nicht in diese Welt…

Um gegen Marchisio, Pirlo und Vidal zu spielen braucht man grosse Spieler. Die Roma verfügt über ein ambitioniertes, grosses Projekt. Aber mit diesen Spielern wird man das Niveau von Juventus und den anderen grossen Teams nicht erreichen…

Das überlasse ich euch. Ich mag es nicht zu beurteilen, ob wir einen Champion mehr im Team haben oder nicht. Ich kann nur für mich sprechen: ich kenne meine Qualitäten und muss sie jede Woche neu unter Beweis stellen. Wir sind bestimmt nicht auf dem Niveau von Juventus und das habe ich schon oft gesagt, auch in täglichen Gesprächen mit anderen Personen. Damit möchte ich niemandem zu nahe treten und im Fussball ist ja alles möglich, vielleicht werden wir sie irgendwann erreichen. Aber zu behaupten, dass wir ein Projekt aufgebaut haben um um den Titel mitspielen zu können, ist alles andere als gesund für uns. So schaden wir uns selbst. Ganz abgesehen davon dürfen wir natürlich nicht drei Gegentreffer in 20 Minuten kassieren: das macht uns wütend und ich hoffe, dass wir diese Wut in Konzentration umwandeln in Hinblick auf das Spiel gegen Atalanta.

Fragst du dich nach diesem Saisonstart nicht, ob es die richtige Entscheidung war, bei der Roma zu bleiben?

Nein, dieses Abwägen mache ich für mich persönlich Tag für Tag. Dazu kommt es jedes Jahr, sobald der Transfermarkt offen ist. Diese Dinge überlege ich mir immer. Ich habe aber schon immer bemerkt, dass ich nie darum gebeten hatte, den Verein zu verlassen. Mir war bewusst, dass ich die Meisterschaft nicht fünf Spieltage vor dem Ende gewinnen werde, wenn ich hier bleibe. Ebenso war mir bewusst, um was es für mich hier geht.

Übersetzt aus dem Italienischen. Quellen: romanews.eu/Pressekonferenz/Mixed Zone (SKY/Mediase/Rai)

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