Trotz des Sieges gegen Atalanta vor zwei Tagen wollen sich die Wogen in den römischen Medien bezüglich des Ausschlusses vom Spiel von Daniele De Rossi nicht glätten. Jeder, der mal in der Nähe von Rom Fussball gespielt hat oder irgendwann mal die Roma im Fernsehen gesehen hat, glaubt seinen Senf dazugeben zu müssen. Es kristallisiert sich eine klare Mehrheit heraus, die dem Spieler die Schuld gibt, während eine Minderheit den Trainer als Grund des Übels sieht. So lange man nicht gesichert weiß, was genau vorgefallen ist, ist es schwierig eine klare Schuld auszumachen. Ich für meinen Teil sehe die Schuld aktuell bei beiden: Sowohl Trainer als auch Spieler haben öffentlich Äusserungen getätigt, die man besser intern gemacht hätte; die schmutzige Wäsche wird zu Hause gewaschen, wie der Philosoph sagt.

Indessen hat Roma-Präsident Pallotta heute der wichtigsten italienischen Wirtschaftszeitung – Il Sole 24 Ore – ein Interview gegeben. Dazu muss man wissen, dass diese Zeitung vom italienischen Industriellenverband herausgegeben wird, der absolut kein Interesse hatte, dass ein ausländischer Investor kommt und sich einen der wichtigsten Fussball-Clubs Italiens unter den Nagel reisst und man so die Kontrolle darüber verliert. Ich kann mich noch gut an die Artikel in der heissen Phase des Verkaufs des Clubs erinnern, über die ich mich so herrlich aufregen musste: Einmal existierten die US-Investoren gar nicht, dann hatten sie kein Geld, dann waren es Strohmänner und eigentlich gehört die Roma Unicredit, usw. usw.

Ich hätte denen eher in den Arsch getreten als ein Interview gegeben:
Zur Investition „AS Roma“: Wenn man solche Investitionen macht ist die potentielle Rendite ausschlaggebend: Im Sport und an der Börse gibt es kein hit and run. Wenn du verdienen willst musst du aufbauen und auf lange Sicht planen: Deshalb bin ich auch der Meinung, dass Sportclubs nie an die Börse gehen sollten. Ein Tag an der Börse drückt – wie ein einzelnes Fussballspiel – nicht den reellen Wert eines Clubs aus und es ist kein Zufall, dass wir vor neun Jahren, als wird die Boston Celtics gekauft haben – sie sofort von der Wall Street delisted haben.

Das Delisting der Roma: Dazu ist es noch zu früh, wir haben wichtigere und dringendere Projekte wie das Stadion und den Scudetto. Was ich bisher sagen kann ist, dass ich gegen Börsennotierte Vereine bin.

Italien und die Krise: Unsere Mannschaft ist unterbewertet wie generell es auch Italien ist. Aber ich bin Optimist: Mit den Reformen und einem Wirtschaftssystem, das viel vitaler ist, als es vom Ausland aus erscheint, wird Italien gut aus der Krise herauskommen.

Zum Stadion: Ich hätte am liebsten das Kolosseum als neues Stadion der Roma verwendet, aber sie sagten mir es sei schon besetzt. Nein ernsthaft jetzt, wir sind schon fast fertig. Wir hatten bereits mehrere Treffen mit dem Bürgermeister von Rom und mit den technischen Abteilungen der Stadt. Wir hatten Anfangs über 100 Standorte, daraus wählten wir 12 aus und schließlich kürzten wir die Liste mit Hilfe des Advisors Cushman & Wakefield auf 3 Bereiche. Jetzt sind wir in der finalen Auswahl: Das Stadion wird um die 60.000 Zuschauerplätze bieten sowie Geschäfte und Restaurants beinhalten. Das Projekt wurde vom renommierten Architekten Dan Meis entwickelt. Die Planung sagt dass es für 2016 bereitsteht. Je nachdem wo es stehen wird, kann es auch über 200 Mio. kosten. Erscheinen Ihnen diese Programme die einer kurzfristigen Investition?

Die Übernahme der Roma: Die Operation wurde mir von George Soros vorgeschlagen, er war auch einmal sehr nahe dran, die Roma zu kaufen. Zu jener Zeit dachten wir gerade darüber nach eine andere europäische Mannschaft zu erwerben, aber als mir die Roma präsentiert wurde hatte ich keine Zweifel. Eine erfolgreiche Erfahrung in Italien unsererseits könnte auch weitere Operationen dieser Art aus den Staaten hierher bringen.

Die roten Zahlen: Die (finanziellen, Anm.d.R.) Ergebnisse haben uns nicht gefallen, waren aber trotzdem besser als angenommen. Dieses Jahr werden wir mehr über Einsparungen als über höhere Einnahmen machen. Die Einnahmen durch Ticketverkäufe haben um 50% zugenommen und neue Ressourcen erhoffen wir uns durch internationale Sponsoren wie Disney oder Volkswagen. Auch beim Merchandising könnten die Dinge besser laufen, wenn man mehr gegen Fälschungen unternehmen würde, ein Phänomen, dass es in den anderen Ländern praktisch nicht gibt, in Italien aber nicht nur uns sondern auch alle anderen Clubs betrifft. Das Verhältnis zu Unicredit? Hervorragend, solange die Bank bei uns bleibt werden wir zufrieden sein.

Quellen: romanews.eu vocegiallorossa.it ilsole24ore.com

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