ANDREAZZOLI
Erste Genugtuung…
Es ist wirklich schön, in solch einem Stadion, ich war zwar schon oft mit der Mannschaft hier, vielleicht 200 mal, aber als Trainer vor 50000 Zuschauern ist es schon etwas besonderes. Von aussen sieht man vielleicht nicht was die Vereinsführung alles macht, aber von innen sehe ich sehr gut was alles in Gang gebracht wird und was noch kommen wird. Mit den Mitarbeitern und den Spielern bin ich sehr genau und anspruchsvoll, ich habe manchmal Angst sie zu sehr mit Verantwortung zu belasten. Aber heute sind wir zufrieden, wir haben das Spiel gemacht wie wir wollten, wir haben es in Symbiose mit unserem wundervollen Publikum gemacht. Beim Aufwärmen haben wir etwas riskiert, als wir uns vor der Curva Sud aufgewärmt haben, aber ich habe zu den Jungs gesagt: „Geht erhobenen Hauptes hin und ihr werdet sehen: Unsere Curva wird uns nicht enttäuschen.“ Und sie hat uns nicht enttäuscht, sie haben uns sofort angefeuert. Die tifosi wollen das Herz der Spieler sehen, ich erinnere mich an das Spiel gegen Arsenal, wo uns nach dem Spiel 4-5000 Fans gefeiert haben, obwohl wir ausgeschieden waren. Das ist das Herz unserer tifosi, mittlerweile ist es auch meines geworden. Ich möchte noch etwas klären: Die Idee mit dem Aufwärmen vor der Curva hat mir ein Fan der Curva Sud gegeben, es ist sein Verdienst, wir hören auf die Tipps von allen. Wir haben es gemacht weil dieser tifoso mit einer SMS teilgenommen hat…
Sie haben eine ausgeglichene Leistung von den Spielern gefordert, war die verhaltene erste Hälfte so gewollt oder ein Ergebnis des schwierigen Moments der Mannschaft?
Ich wollte nicht, dass die Mannschaft sofort zu ungestüm loslegt, sie waren so eingestellt, dass sie sofort zuviel Energie verschwenden, wir mussten etwas ausgeglichener sein. In Halbzeit eins sind wir oft noch zu früh losgestürmt, in der zweiten war es besser. Wir sind gut rausgekommen und haben gute Konter gefahren. In der ersten haben wir ausserdem zu wenig die Tiefe gesucht, was in der zweiten auch besser funktioniert hat. Die Aussen haben sehr gut gespielt, haben mit Courage die Gegner herausgefordert. Dann kommt so ein Ergebnis zustande, wir hätten auch etwas mehr erreichen können.
Zu Totti, nach dem Tor wurde richtig toll gefeiert, alle Spieler auf einem Haufen, ein Wort zu Francesco…
Er ist ein Freund, ein Goldjunge, ich schätze ihn wirklich sehr, als Fussballer… was soll ich sagen? Als ich nach Rom gekommen bin stand er bei 105 Toren und jetzt… Als Person ist er immer hilfsbereit. Ich mache ihm gerne Komplimente, weil er es sich verdient, er nutzt seine Position nie aus. Schade dass er sich an seinem Karriereabend befindet, es ist schade für den gesamten Fussball.
Die Aggressivität hat man gesehen, hat die Roma deshalb gewonnen?
Wenn du gegen Juventus ohne Aggressivität spielst ist es schwierig ein Ergebnis zu erzielen. Wir haben aggressiv gespielt, aber nicht nur das und es ist das Resultat herausgekommen, das wir uns erhofft hatten.
Auch heute hat die Roma viele Chancen nicht genutzt, hatten sie Angst vor dem üblichen Streich?
Ja, hatte ich, aber ich wusste, dass wir uns den Sieg verdient hätten.
Ein Sieg des Willens, heute habt ihr nach dem Spiel gefeiert, vor ein paar Tagen gab es noch Fanproteste. Gibt es heute wirklich schon etwas zu feiern?
Du hast recht, wenn wir nicht so weiter machen wie heute, wenn wir Aufs und Abs haben wie bisher, beweisen wir, dass wir zurecht in der Tabellenmitte zu finden sind. Aber ich bin zuversichtlich. Heute haben wir zurecht gefeiert, der Gegner war renommiert. Aber darauf müssen wir bauen.
Nach dem Schmerz der Niederlage nun die Freude über den Sieg, wo habt ihr das Spiel taktisch gewonnen?
In den Defensivarbeit, da waren wir gut, denn von ausserhalb ist es einfacher die Aktionen des Gegners zu interpretieren. Aber im Moment des Ballbesitzes ausgeglichen zu sein ist schwierig, darauf haben wir unseren Sieg aufgebaut. Wir waren nie in einer gefährlichen Situation. Dort ist auch die vermeintlich schlechte Leistung von Juventus zu suchen, aber wir haben sie stark eingegrenzt.
Die Spieler scheinen mit der 3er Verteidigung sehr gut klar zu kommen, ist diese die endgültige Spielweise?
Ich bin an kein Spielsystem gebunden, bis jetzt habe ich sie alle ein wenig spielen lassen, ich passe sie auch an. Aber natürlich brauchst du eine gewisse Identität, bleibt die Tatsache, dass wir letzte Woche ein 3-5-1-1 gespielt haben und heute ein 3-4-2-1, wobei wir gut waren die Aussen sehr hoch zu halten, in gewissen Momenten spielten wir 3-2-5, die Mentalität war diese. Wir sind aber an nichts Definitivem angelangt, wir werden von mal zu mal entscheiden, obwohl wir eine bestimmte spielerische Identität brauchen.
Lamela war in der ersten Hälfte auf Pirlo angesetzt, in der zweiten hat er sich mehr auf die Seite verschoben?
Nein, von den Positionen her haben wir nichts verändert, wir haben Spieler gewechselt. Wir waren nur ein wenig unsauber, denn auch in Halbzeit eins hatten wir einige Ideen um Juve wehzutun, die aber meist aufgrund banaler technischer Fehler abgebrochen wurden. Um Pirlo haben sich abwechselnd Totti und Lamela gekümmert, einen Spieler dafür abzustellen ist unnütz, weil man ihn eh nie ganz unter Kontrolle kriegt und selbst einen Spieler verliert. Aber unsere beiden Trequartisti haben ihn doch ein wenig eingeschränkt.
TOTTI
Heute hat die Roma alles gegeben, hattest du dir den Sieg erwartet?
Ich hatte es erhofft. Wir verdienen mehr als wir in letzter Zeit erhalten haben, die Mannschaft versucht immer das Maximum zu geben, sowohl für uns als auch für die Tifosi, leider ist uns dies zuletzt nicht gelungen. Heute haben wir mit einer grossen Leistung eine grosse Mannschaft geschlagen.
In der ersten Hälfte machtet ihr einen etwas verängstigen Eindruck, in der zweiten hingegen habt ihr sehr mutig gespielt, was war der Auslöser?
Es ist normal nach einer so schwierigen Phase gegen einen so starken Gegner verängstigt anzufangen. Im Laufe des Matches aber haben wir auf Augenhöhe gespielt und haben den Sieg eingefahren.
Du hast vom Umfeld Zusammenhalt gefordert, kann dieser Sieg therapeutisch sein?
Rom begeistert sich nach einem Sieg sehr schnell, wir müssen den Sieg geniessen aber mit beiden Füssen am Boden bleiben und von Spiel zu Spiel denken. Ich denke dass auch meine Worte unter der Woche etwas beigetragen haben.
Gegen Pirlo bist du hart eingestiegen…
Es ist nicht meine Art solche Fouls zu begehen, er war schneller und hat mich antizipiert, mir hat das unendlich leid getan. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert und er konnte weiterspielen.
Erzähle uns vom Tor…
Es war purer Instinkt, der Ball kam mir entgegen und ich habe ihn dorthin geschossen wo es sich niemand erwartet hatte.
Was möchtest du den Tifosi sagen?
Nach einem Sieg ist es einfach zu sprechen, aber die Roma-Fans sind uns immer nahe gestanden, heute haben sie uns vom Anfang bis zu Ende angefeuert, sie haben einen wundervollen 12. Mann abgegeben. Ich werde nie aufhören mich bei ihnen zu bedanken, sie werden immer da sein.
Das Aufwärmen unter der Sud?
Das bedeutet dass wir ihnen und sie uns nahestehen mussten. Ein wenig mehr konnten wir im Spiel auch dadurch geben.
Nordahl wirst du jetzt im Olimpico einholen…
Ok, gegen Atalanta werde ich gesperrt sein, das nächste mal gegen Genoa schiesse ich dann einen Doppelpack und überhole ihn.
Zu Imbriani (der kürzlich verstorbene Jungtrainer, Anm.d.R.)…
Ja, Carmelo war und wird immer eine grosse Person sein. Ich habe ihn in den Jugendnationalmannschaften kennengelernt. Ich möchte seiner Familie mein Beileid ausdrücken, wir haben eine grosse Person verloren aber er wird immer bei uns sein.
MARQUINHO
Das Spiel der Wende?
Die Mannschaft hat heute sehr gut gespielt, besonders in der zweiten Halbzeit. Ein grosser Sieg gegen der besten Mannschaft Italiens. Wir müssen immer so spielen.
War die Änderung des Spielsystems wichtig?
Wir haben anders gespielt, aber das Hauptmotiv war der Wille zum Sieg.
Deine Situation war ein wenig besonders, du standest kurz vor einem Wechsel zu Gremio. Was ist dann geschehen?
Der Fussball ändert sich schnell, mit dem Kopf war ich immer hier, aber wenn man nicht spielt hat man einfach Lust einen Verein zu suchen, bei dem man gebraucht wird und bei dem man mehr spielt… Aber wie gesagt der Fussball ändert sich schnell. Andreazzoli setzt mich mehr ein und ich muss immer besser spielen.
Was hat sich mit Andreazzoli geändert?
Die Aufstellung, das Spielsystem, aber ich glaube dass der Mister auch in unseren Köpfen etwas geändert hat, er verlangt von uns immer aggressiv zu sein, versuchen immer besser zu spielen, mit der richtigen Einstellung und der richtigen Vorbereitung.
PJANIC
Was war wichtiger: Die Motivation oder das Spielsystem?
Ich bin glücklich wie alle anderen. Wir möchten es allen Fans widmen, es war ein schwieriges Spiel gegen die stärkste Mannschaft der Serie A. Jetzt dürfen wir keine Zeit mehr verlieren und auch gegen Atalanta gewinnen.
Habt ihr die Krise überwunden?
Es hat uns nicht gefallen zu verlieren, es war eine schwierige Zeit aber unter der Woche arbeiten wir immer gut. Gerechtes Ergebnis heute.
Habt ihr euch mit den Tifosi versöhnt?
Sie sind uns sehr wichtig, diesen Sieg widmen wir ihnen und deshalb sind wir nach dem Sieg auch unter die Sud gegangen um zu feiern.
Heute warst du Spielmacher neben De Rossi, wie hast du dich in diesem neuen Spielsystem gefühlt?
Mit so einem System hatte ich noch nie gespielt, aber der Mister hat ein System gefunden in dem wir alle das Beste geben können. Daniele und ich haben unter der Woche genaue Anweisungen bekommen, um das Gleichgewicht vor der Verteidigung zu halten und die Mannschaft hat ein grosses Match gegen die besten der Serie A gespielt.
Die Juve hatte bis heute 16 Tore kassiert, ihr 45… wieviel hilft die 3er Verteidigung mit den zwei Aussen, die hinten helfen?
Stimmt, wir haben zu viele Tore gefangen, das ist nicht die Schuld des Torwarts oder der Verteidigung, sondern von uns allen, die wir nicht verteidigt haben wie es sich gehört. Vor allem in einer taktisch geprägten Meisterschaft wie der Serie A wo man taktisch ausgeglichen sein muss. Der Mister hat uns ganz klare, genaue Anweisungen gegeben, er hat gesagt wir sollen vor der Verteidigung stehen und wir sind dort gut gestanden, auch mithilfe des Pressings der Stürmer. Mir gefällt das 1-0 als Resultat, wir waren solide und haben viel bewiesen.
Wie hast du Juventus gesehen? Sind da wirklich 21 Punkte zwischen euch? Waren sie etwas müde? Im Hinspiel hatten sie dominiert…
Da sind viele Punkte zwischen uns, das stimmt, aber heute haben wir bewiesen, dass wir auch gegen die grössten spielen können. Müdigkeit? Vielleicht hatten wir einen kleinen Vorteil, aber sie haben viel Qualität und viele Spieler, um die zu ersetzen, die gegen Celtic gespielt hatten. Heute haben wir mehr Willen gezeigt und das hat den Unterschied gemacht. Das Ergebnis ist die logische Konsequenz.
Du hast in jeder Position im Mittelfeld gespielt und nicht nur dort. Wo fühlst du dich am Wohlsten?
Mir gefällt diese Position, sie ist nicht neu für mich. In der Nationalmannschaft habe ich schon oft dort gespielt. Auch Trequartista spiele ich gerne, auf diesen zwei Positionen fühle ich mich wohl, ich habe viele Ballberührungen und habe das gegnerische Tor und meine Mitspieler vor mir. Ich fühle mich sehr wohl, ich habe immer die Möglichkeit einen Mitspieler anzuspielen und in Richtung Tor zu gehen.
Wie ist ihr Verhältnis zu Totti? Heute ist sein Abend…
Sehr gut, auch ausserhalb vom Platz. Ich folge und lerne von ihm, er ist ein guter Mensch, sehr positiv, dem sehr viel an der Roma liegt. Ich bin sehr glücklich für ihn, er hat dieses Tor verdient. Er gibt immer alles, sehr viel für die Roma, für die Mannschaft. Ich fühle mich geehrt mit ihm zu spielen und von einem Champion wie ihm zu lernen.
Hat er ihnen ein paar Worte im römischen Dialekt gelernt?
Ja, ich kenne ein paar Worte, aber die meisten kann man nicht im TV sagen. Am Anfang habe ich nicht verstanden wenn er „Andiamo a mangnà“ (Andiamo a mangiare – Gehen wir essen, Anm.d.R.) gesagt hat, aber ich gewöhne mich daran. Ich mag die Römer sehr gern, ich fühle mich hier sehr wohl.
Quelle: romanews.eu