ANDREAZZOLI
Eine total veränderte Roma in der zweiten Halbzeit. Was haben sie in der Pause gesagt?
Dass es so nicht weiter gehen kann. Wir mussten uns einen Weckruf geben. Wir haben dann eine logische Ordnung in der zweiten Halbzeit eingenommen. Wir wussten, dass wir grosse Qualitäten besitzen.
Was haben sie nach ihrer Ankunft in den Köpfen der Mannschaft verändert?
Die Mannschaft hatte bereits eine Spielanlage. Sie hatte nur etwas an Selbstvertrauen verloren und wir mussten den Enthusiasmus wiederfinden. Wir haben begonnen uns über die Erfolge zu freuen. Wir müssen uns vor Augen halten, dass es sich letztendlich um ein Spiel handelt. Jetzt haben wir eine kompakte Gruppe, aber die physischen Probleme gehen weiter. Wir mussten mehrere Spieler wieder herstellen. Vom physischen Standpunkt her sind wir noch nicht auf 100%.
Wieso habt ihr das Spiel so schlecht begonnen?
Ehrlich gesagt ist es schwer zu erklären. Es ist Problem mit dem Zugang zum Match. Es ist uns nicht zum ersten mal passiert. Auch in Turin haben wir zuerst die sprichwörtliche Ohrfeige gebraucht. Die Mannschaft besteht aus lauter guten Jungs und sie schaffen es immer die Gruppe wieder herzustellen. Sie schöpfen alles aus um die letzten Energien herauszuholen.
Von der Taktik her gibt euch das 4-3-3 am meisten Sicherheit?
Ja, so ist es. Wenn wir gegen Mannschaften mit nur einer Spitze spielen geht es für uns so besser. Wir sind aber imstande auch andere Lösungen umzusetzen. Ich bevorzuge es ein definiertes Spielsysten zu spielen, das man bei Bedarf leicht verändern kann.
Jetzt erwartet euch die Lazio…
Ich denke im Moment nur an Pescara. Wir müssen in optimaler moralischer und physischer Verfassung zum Spiel gegen Lazio kommen. Aber dies ist nur möglich wenn wir die nächsten Spiele in der Meisterschaft gewinnen.
Was bedeutet es für den römischen Fussball zwei Mannschaften im Finale zu haben?
Als ich von der Vereinsführung gerufen wurde, um die Mannschaft zu übernehmen, habe ich mir Ziele gesteckt, unter denen auch das Pokalfinale war. Ein Derby um den Sieg eines Pokals ist etwas ganz besonderes. Aber wir konzentrieren uns nicht nur auf das Finale weil wir sonst riskieren alles wegzuwerfen, was wir bis jetzt Gutes geleistet haben.
Sie hatten Destro als Protagonisten dieses Abend vorhergesagt…
Das war eine einfache Prognose, er ist stark, das selbe hätte ich nicht sagen können falls du gespielt hättest (lacht). Wir hatten ein klares Ziel vor Augen: Das Finale zu erreichen und das haben wir geschafft. Wir wollten unbedingt Inter überwinden und dies ist ein wichtiger Teil unserer Saison. Die zweite Hälfte war eindeutig besser als die erste, nach dem Tor von Inter und vor allem ab dem Beginn der zweiten Halbzeit sind wir stetig gewachsen, haben den Druck erhöht und haben uns die Tore und den Sieg geholt.
Warum haben sie sich entschlossen mit drei Stürmern zu spielen?
Ich hatte Zweifel bei den anderen Positionen, aber nicht im Sturm. Wir arbeiten an dieser Physiognomie und wir wolle diese beibehalten. Und gefällt eine Art von Fussball, die vor allem darauf abzielt Tore zu erzielen. In der ersten Hälfte haben wir nicht das gemacht was wir uns erwartet hatten: Wir haben schlecht gespielt, unter Rhythmus, ohne taktische Ordnung, ohne grosse Intention und wenn so etwas geschieht, gibt man dem Gegner Aufwind, denn sie sind eine gute Mannschaft. Wenn man in der Serie A um diese Ziele spielt kann man sich nicht erlauben unterdurchschnittlich zu spielen.
Wie kamen sie auf die Idee Marquinho auf links anstelle von Balzaretti spielen zu lassen? In der ersten Halbzeit hat Alvarez viel über jene Seite angegriffen…
Er hat heute nicht zum ersten mal auf dieser Position gespielt, um ehrlich zu sein hat er, wenn wir mit einer 3er-Verteidigung gespielt haben, den 5. auf links gegeben, was besser zu seinen Eigenschaften passt, aber er hat auch in einer 4er-Kette gespielt und das gut. Wie alle anderen kann auch er sich noch verbessern. Aber ihr Hervorheben von Balzaretti ist richtig: Er hat dem Spiel die Wende gegeben, seine drei ersten gespielten Bälle haben das mentale Gleichgewicht im Spiel verschoben. Er hat bis zum Schluss gut gespielt, eingeschlossen das Assist für Destro beim zweiten Tor.
Sie haben sich und der Roma die Möglichkeit geschenkt, einen historischen Abend zu erleben: Finale und Derby gegen Lazio. Fühlen sie sich als Trainer der Roma?
So habe ich mich vom ersten Tag an gefühlt, von dem Moment an, an dem die Vereinsführung den Mut gehabt hat mich zu rufen. Ich habe mich immer stark als Trainer gefühlt, mit grosser Verantwortung aber auch mit grosser Freude: Es ist eine schwere Arbeit aber ich habe grosse Genugtuung, weil ich mit einer Gruppe von Jungs arbeite, denen mein Team und ich geholfen haben wichtige Komponenten wiederzufinden, wie zum Beispiel die Freude am Training teilzunehmen, eine Gruppe zu sein, zusammen zu leiden und sich zu freuen. Wichtige Sachen und dies lässt mich vollkommen und immer als Trainer der Roma fühlen.
Haben sie Florenzi aus taktischen Gründen ausgewechselt?
Nein, er hat sich verletzt: Eine sehr starke Prellung am rechten Knöchel.
Glauben sie sie werden auch in der nächsten Saison die Roma trainieren? Wie stehen ihre Quoten? Einmal scheinen sie fix zu sein, ein anderes mal dann wieder nicht…
Sie wissen wie lange ich schon im Fussball bin? Das auf und ab ist keine Überraschung… Ich bin nicht damit Einverstanden wenn unsere Leistungen als auf und ab bezeichnet werden: wir haben in den letzten 8 Spielen 17 Punkte geholt, das kann als auf und ab gewertet werden ist aber doch ein sehr hohes „auf“… Dann muss man aber auch zugeben, dass wir eine desaströse halbe Stunde in Palermo gespielt haben und in anderen Spielen haben wir nicht so gut gespielt, aber in vielen anderen haben wir sehr gut gespielt. Wenn wir die Tabelle analysieren seitdem ich Cheftrainer bin, sehen wir dass wir hinter Juve und Milan dritte sind, das ist nicht so sehr auf und ab wie es scheinen könnte. Natürlich exprimiert unsere Tabellensituation einen Durchschnitt von September bis jetzt und ich verstehe, dass man da nicht sehr zufrieden sein kann.
Wird das Finale nur ein grosses Fest des Sports oder eine delikate Situation sein, was die öffentliche Sicherheit angeht?
Das was in Turin und beim Derby passiert ist, ist alles weit ausserhalb des Stadions und bei Tageslicht passiert… Wir müssen hier auf der sportlichen Seite von Dingen sprechen, die nichts sportliches an sich haben… Das Stadion, der Fussball haben nichts damit zu tun… Wir haben das Derby als ein wunderschönes Fest erlebt, ganz ohne Probleme… Die Spieler haben sich nach dem Schlusspfiff in der Mitte des Spielfeldes die Hand gereicht und einander umarmt und im Stadion ist rein gar nichts passiert. Ich glaube wir sollten einfach nicht über diese Delinquenten berichten oder sprechen, die anscheinend Freude empfinden sich gegenseitig mit dem Messer zu verletzen und am Tag danach in der Bar damit anzugeben… Wir müssen der Gesellschaft ausserhalb von Sport und Fussball überlassen, diese Individuen zu kontrollieren, das ist keine Aufgabe, die die Fussballclubs übernehmen können. Wenn ich an ein Derby denke, das ende Mai am Nachmittag stattfindet, wird mir schlecht für die Spieler und auch für die Zuschauer. Das würde gegen ein Fest des Sports gehen und keiner wäre in der Lage einen schönen Fussball zu zeigen. Man müsste vielleicht ein paar mehr Stadionverbote aussprechen… Wir müssen daran denken, die Spiele gut zu spielen, sportlich und fair gegenüber dem Schiedsrichtergespann und dem Gegner zu sein und um den Rest müssen sich die Autoritäten kümmern, die dafür zuständig sind.
DESTRO
Andreazzoli hatte gesagt, dass dies dein Spiel sein werde…
Ich hatte lange nicht mehr gespielt und hatte eine grosse Lust zu spielen und Tore zu schiessen, ich bin glücklich.
Ein grosses Fest im Hause Roma, jetzt das Derby…
Es wird ein wichtiges Finale sein, wir wollen unbedingt gewinnen und den Pokal holen.
Wie hast du den Abend als Ex-Interspieler erlebt?
Sie haben damals die Entscheidung getroffen. Es ist richtig so.
Was ist in der ersten Halbzeit passiert?
Sie sind gleich mit 100% gestartet und haben uns ein wenig überrascht. Dann haben wir aber gut reagiert, haben das Tor gemacht, kurz darauf dann das zweite. Ich glaube das war dann das totale KO für sie.
Wie geht es dir vom physischen Standpunkt her?
Nachdem man 2 Monate draussen war kann man nicht auf 100% sein, aber bestimmte Spiele lassen einem die Müdigkeit und den Schmerz vergessen und heute war eine besonders wichtige Partie für uns. Bestimmte Situationen muss man beiseite legen und man muss 100% geben um der Mannschaft zu helfen den Sieg zu erreichen.
Hast du einen Torjubel endgültig ausgewählt?
Nein, die Hand zum Ohr um zu hören ist eine Konsequenz aus der Eckfahne: Der Tanz mit der Eckfahne ist und bleibt mein Torjubel, aber wenn man ein Tor schiesst versteht man eh nichts mehr (lacht)
Jetzt das Finale, aber Achtung auch auf die Meisterschaft, gegen Pescara und Siena…
Jetzt haben wir mal das Ziel „Finale“ erreicht, jetzt kommt noch das zweite, gleich wichtige Ziel: Die Meisterschaft so gut wie möglich beenden und wir werden Spiel für Spiel alles geben, um einen guten Tabellenplatz zu erreichen.
Wem widmest du die beiden Tore?
Meiner Familie, meiner Freundin und allen, die mir nahestehen.
War das heute eine Revanche für dich?
Eine Revanche nicht, ich habe ja nie für die erste Mannschaft bei Inter gespielt.
Der schönste Abend deiner Karriere?
Ich denke schon, zwei Tore schiessen und ins Finale kommen…
DE ROSSI
Man hat sehen können wie sehr ihr ins Finale wolltet…
Es ist ziemlich logisch dass wir das wollten, nicht nur wegen des Derbys. Es ist ein wichtiges Ziel. Dann erwartet uns da Lazio und dies ist noch mehr Ansporn.
Wie sind deine Gefühle gegenüber diesem Derby im Finale?
Ihr kennt mich inzwischen, ich denke schon daran, nachdem wir im Hinspiel gegen Inter gewonnen haben. Ich hätte lieber eine stärkere Mannschaft wie Juve dort angetroffen als Lazio, dieses Spiel kann das schönste aber auch das schlimmste Spiel meines Lebens sein. Es ist fast wie ein Champions League-Finale für uns. Zum Glück haben wir ein Monat um daran zu denken, es wird schwer sein aber wir müssen uns gedanklich davon entfernen, wir müssen jetzt sechs Punkte in den beiden nächsten Spielen in der Meisterschaft holen. Wir machen unsere Arbeit als Profifussballer, an das Derby zu denken haben wir noch Zeit genug.
In der zweiten Hälfte habt ihr ein anderes Spiel gemacht…
Ja, es ist schade, dass wir die erste Halbzeit hergeschenkt haben, in der zweiten haben wir unsere Stärke eindrucksvoll bewiesen.
Zwei Siege bei den letzten beiden Auswärtsspielen, bei denen seit langer Zeit wieder eure Fans dabei waren: ein Zufall?
Ich weiß nicht ob es da Zusammenhänge gibt aber es ist wunderbar, das Beste was die neue Vereinsführung getan hat ist das, was sie für die Tifosi gemacht hat. Jetzt sehen wir langsam wieder den Fussball, mit dem ich gross geworden bin, bei dem man nach einem Auswärtstor unter die Kurve gehen kann, um zu feiern.
Die Leistung von Destro?
Die Roma kann nächste Saison einfach nur auf ihn aufbauen. Er ist der stärkste aller jungen Spieler, die zuletzt herausgekommen sind, aber die Roma braucht alle Spieler, dann wird sie eine der Stärksten Italiens.
Wie geht es dir?
Ich hatte keine Schmerzen und dafür bedanke ich mich bei der gesamten medizinischen Abteilung. Seit 8 Tagen bin ich nur auf dem Platz herumspaziert und bin hin und wieder ein paar Minuten gelaufen. Es ist nie einfach zurückzukehren nachdem man einige Zeit an der Box war. Aber es war nichts ausserordentlich Schlimmes und ich habe mich gut erholt.
Was hat euch Andreazzoli übertragen?
Er hat die Abwehr potenziert und auch wenn wir nicht gewonnen haben hätten wir mehr verdient. Das Spiel gegen Sampdoria war eines der besten, er hat eine ausgezeichnete Arbeit geleistet und ich halte ihn für einen Trainer, der in der Serie A trainieren kann.
Bleibst du bei der Roma?
Wir kehren jetzt erstmal nach Rom zurück, ja (lacht und geht davon).
Quelle: romanews.eu