Wie sehr stört die Vorverlegung auf Freitag?
Ehrlich gesagt sehr, weil sowohl wir als auch Napoli viele Spieler weltweit im Einsatz haben, sie werden erst im letzten Augenblick zurückkehren und dies hilft uns nicht. Aber so ist es nunmal, es ist passiert und wir machen weiter.
Sind sie vom Saisonbeginn überrascht?
Wenn man etwas aufbauen will, denkt man immer an das bestmögliche. Hier haben wir natürlich eine eindeutige Übertreibung, denn 7 Siege in Folge konnte sich niemand erwarten, vor allem hätte sich niemand die Art, in der die Roma die Spiele gewonnen hat, erwartet. Deshalb sind wir sehr zufrieden aber keineswegs schon satt.
Zu den Zielen: Kann die Roma mit Napoli und Juventus konkurrieren?
Zur Zeit macht sie es und wird es tun. Wir hatten ein ganz klares Bedürfnis: Den Moral unserer Tifosi wieder zu erheben, denn wir kamen von einer Art kollektivem Drama, das auf ein Spiel im Mai gefolgt war. Jetzt sind wir froh, dass wir eine Harmonie hergestellt haben, innerhalb der Stadt und innerhalb unserer Fangemeinde. Wir sind sehr glücklich und stolz darauf.
Ist Garcia ihre Revanche?
Er ist keine Revanche sondern ein Mehrwert für die Roma, eine wohlüberlegte Wahl, die getroffen wurde. Ich kenne ihn schon lange, weil ich vor ein paar Jahren eher zufällig sein Le Mans verfolgt habe. Mein Vorgänger bei Palermo, Rino Foschi, hatte einen Spieler von dort verpflichtet und ich habe mir daraufhin seine Arbeit bei Le Mans etwas näher angeschaut. Also sah ich diesen Trainer arbeiten und die Art, wie er seine Mannschaft auf die Spiele vorbereitete, ich habe ihn dann weiterhin auch bei Lille verfolgt. Heute muss ich sagen, dass er ein Glücksgriff war.
Glück weil ihr euch diese Qualität nicht erwartet hattet?
Nein, natürlich hatte ich sie mir erwartet, oder besser: erhofft. Aber der Fussball ist ohne Glück, du verfolgst einen Spieler und denkst dir: „Der ist es!“ und
dann ist er es doch nicht, vielleicht kommt er mit dem Umfeld nicht zurecht oder mit den Personen im Verein. Rudi Garcia hat sich wundervoll in unser Umfeld eingefügt, als ob er schon immer hier gearbeitet hätte. Er hat seine Werte, seine Wesensart und seinen Arbeitsmodus mitgebracht und deshalb sind wir sehr sehr zufrieden.
Der Jugendsektor?
Die Roma hat immer schon gut gearbeitet und hat auf ein grosses Einzugsgebiet gesetzt, den Jugendsektor führt und hat schon immer Bruno Conti mit grosser Qualität und grossem Verdienst geführt. Wir schauen sehr genau auf diesen Aspekt, wir haben sehr starke Jungs: Romagnoli in in die U19 und Capradossi in die U17 einberufen. Es sind sehr starke Spieler und wir warten auf sie. Romagnoli hat bereits in der ersten Mannschaft gespielt und ein Tor erzielt, Capradossi wird dies bald tun.
War Garcia der einzige oder waren sie auch an seinem Team interessiert?
Ich muss zugeben, dass ich sein Team erst später habe schätzen gelernt, ich schätze sie jetzt, wo ich sie arbeiten sehe, es sind alles sehr engagierte und kompetente Jungs. Der Diamant war und ist aber Rudi Garcia. Warum kein Italiener? Wir haben mehrere Wege verfolgt, italienische und auch exotischere, ausländische. Aber er hat uns sofort eingenommen, weil er jemand ist, der Ideen hat und diese zu vermitteln weiß. Ich muss sagen, dass er sehr konhärent war zwischen dem, was er präsentiert hat, und dem, was er jetzt der Roma gibt.
Stimmt es, dass ihr ihm eine Vertragsverlängerung für weitere drei Jahre angeboten habt?
Wir haben jetzt nicht diese Eile, er hat einen Vertrag über zwei Jahre. Verträge haben im Fussball so oder so einen eher realtiven Wert. Er arbeitet zwei Jahre für uns, etwas später werden wir uns an einen Tisch setzen, vielleicht im Frühling. Aber jetzt haben wir kein Bedürfnis dafür.
Totti?
Francesco zehrt von einer unglaublichen und wunderschönen seelischen Verfassung, er fühlt sich mit dem Trainer wohl und kommt sehr gut mit seinen Mitspielern aus, das alles hat ihn dazu geführt eine Art unglaublichen muskulären Aufschwung zu haben. Die Kraft, die er ausstrahlt, die Reaktivität, die er im Spiel und im Training zeigt hatte er vor zwei oder drei Jahren nicht, das sage ich immer. Er erlebt wirklich eine neue Jugend und muss noch lange Fussball spielen. Er hat einen Vertrag für die Vereinsführung wenn er 40 ist, aber wenn er so weiter macht kann er in drei Jahren noch den einen oder anderen Elfmeter treten.
Die Kritiken nach dem Transfermarkt im Sommer?
Wir mussten Entscheidungen treffen, die teilweise gegen unser Konzept gingen, nicht total dagegen aber teilweise, um der Mannschaft ein wenig mehr Charisma und Solidität zu geben. Wir kamen von einer Niederlage von der wir nicht mehr weggekommen wären und deshalb haben wir beschlossen, Spieler wie Maicon oder De Sanctis zu holen, um der Mannschaft eine psychologische Struktur zu geben, die uns vielleicht gefehlt hat. Aber trotzdem haben wir unser Konzept weitergebracht, es sind auch junge Talente gekommen: Strootman ’90, Ljajic ’91 oder Jedvaj ’95.
Hatten sie den Eindruck, dass Garcia den italienischen Fussball gut kennt?
Ich habe keine besondere Kenntnis des italienischen Fussball erkennen können, aber eine sehr tiefe Kenntnis des Fussballs schon. Er hat eine gewisse Leichtigkeit den Fussball anzugehen. Er hat sich mit mir Anfang Juni in Mailand getroffen und hatte einen Übersetzter dabei. Zehn Tage später in Rom sprach er schon ein wenig italienisch, dies zeugt von grosser Demut und grossem Respekt allen Menschen Roms gegenüber. So wie er sofort italienisch sprechen wollte, so hat er sich auch in den italienischen Fussball eingelernt, er studiert 7-8 Stunden am Tag und heute spricht er wie ein Trainer, der seit 15 Jahren in der Serie A trainiert. Perfekt!
Ihr sprecht vom Coppa-Derby wie über ein riesiges Unglück, war es wirklich so schlimm?
Es wurde so erlebt, es war aber nicht so. Die Roma ist mit einem positiven Trend zum Spiel hingekommen, wir hatten 62 Punkte in der Serie A geholt und der von uns vorgezeichnete Weg schien sich irgendwie zu realisieren. Im kollektiven Gedächtnis und in den Hoffnungen der Fans war es eine fatale Niederlage.
Sind sie wegen des Verhaltens der Roma- und Napoli-Fans beunruhigt?
Ich bin nicht besorgt, weil ich sicher bin, dass die Napoli-Fans die Leistungen der Mannschaft geniessen. Napoli hat einen blitzschnellen technischen Wechsel nach den Abgängen von Mazzarri, Cavani und Campagnaro vollzogen. Sie haben direkte und finanziell sehr vorteilhafte Entscheidungen getroffen. Sie haben einen Hauch Internationalität erhalten. Die Napoli-Fans spüren das, was De Laurentiis und Bigon geschaft haben. Dies gilt auch für die Tifosi der Roma. Alle italienischen Vereine, alle richtigen italienischen Fans können nach 25 Jahren nicht immer noch von Delinquenten erpresst werden, wirklich eine Schande.
Kommt Maradona zum Spiel?
Ich weiß es nicht, ich habe nichts davon gehört. Hoffentlich kann er dabei sein. Das wäre schön, ein wichtiges Spiel würde durch einen wichtigen Gast gekrönt werden, wir wären glücklich darüber.
Gervinho?
Er ist ein Spieler, den ich gut kannte, ich kannte seine Qualitäten, hatte aber Zweifel zu seiner Anpassung an den italienischen Fussball. Aber Garcia hat sehr darauf bestanden, weil er ihn trainiert und mit ihm zusammen gewonnen hatte und es schien mir nicht angebracht, den Trainer nicht zufriedenzustellen. Es war keine einfache Verpflichtung.
Lamela?
Ich habe Napoli nie genannt, er ist mit einem sehr hohen Gehaltsangebot überrumpelt worden. Ich musste ihn nicht deshalb verkaufen, aber das Szenario um seine Person veränderte sich. Wir wollten keine so anspruchsvolle Verhandlung mit ihm angehen und ich habe eine Entscheidung getroffen, die aber nicht ausschliesslich von diesem Faktor abhing.
Quelle: vocegiallorossa.it
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