Das Spiel Genoa-Roma hat einige sehr umstrittene sportgerichtliche Sanktionen mit sich gezogen. Im Folgenden wollen wir ein wenig darauf eingehen, was passiert ist und warum die Roma besonders über die Sperre von Trainer Rudi Garcia so aufgebracht ist:

Die hitzige Schlussphase des Spiels und die Minuten danach bleiben leider nicht ohne Folgen: Der Genoa-Spieler Diego Perotti tritt in den letzten Sekunden des Spiels den Roma-Spieler Jose Holebas grundlos in die Wade, ohne dass die Offiziellen etwas davon bemerken. Holebas ist natürlich sehr aufgebracht und versucht nach dem Schlusspfiff den Täter zu stellen, wird aber von seinen Mannschaftskameraden zurückgehalten. Während die Romaspieler und die Offiziellen das Feld verlassen, hagelt es von der Haupttribüne allerhand Gegenstände, eine Flasche trifft zum Beispiel Kevin Strootman an der Brust. Während Jose Holebas den Tunnel zu den Kabinen betritt, zeigt er dem Publikum noch den Mittelfinger. Andere Teammitglieder der Roma versuchen, die Ordner zu überzeugen, den ausfahrbaren Tunnel auf das Feld zu schieben, um den Platz sicher verlassen zu können, dabei kommt es zu Streitigkeiten, die aber von keiner TV-Kamera festgehalten werden.

Perotti tritt Holebas- roter Kreis (eurosport.it)

Perotti tritt Holebas- roter Kreis (eurosport.it)

Der Sportrichter tobt sich ordentlich aus: Perotti bekommt nach dem TV-Beweis 4 Spieltage Sperre (3 für den Tritt gegen Holebas + 1 weil er vorbelastet war und verwarnt wurde), Holebas bekommt für den Stinkefinger 1 Spieltag Sperre, die Roma legt aber Berufung ein, da in vergleichbaren Fällen noch nie ein Spieler gesperrt wurde. Unverständlicherweise wird Rudi Garcia für 2 Spieltage gesperrt. Was war passiert? Einer der Ordner auf dem Spielfeld hat gegenüber den offiziellen FIGC-Beobachtern ausgesagt, Rudi Garcia hätte versucht ihn zu ohrfeigen, dafür gibt es aber keine Zeugen. Nun ist es aber so, dass ein Ordner kein Verbandsmitglied und schon gar kein Offizieller ist, also kann dessen Aussage alleine schon vom Reglement her nicht für ein Urteil hergenommen werden. Der Rekurs läuft, ausserdem hat Rudi Garcia angekündigt, dass nichts an der Aussage wahr ist und dass er den Ordner verklagen wird, was er in diesem Fall darf, da der Ordner kein Verbandsmitglied ist. Zusätzlich zur Sperre Garcias bekommt die Roma noch 20.000€ Strafe aufgebrummt, weil sich die Roma-Offiziellen geweigert hatten, sich vor dem Ordner auszuweisen. Die Krönung sind aber die lächerlichen 30.000€ Strafe an Genoa für das Verhalten der Fans auf der Tribüne, in Rom wäre das Stadion für 3 Spieltage gesperrt worden… Davide Astori und Miralem Pjanic waren hingegen vorbelastet und werden aufgrund ihrer gelben Karten gegen Genoa für einen Spieltag gesperrt.

 

Mauro Baldissoni (asroma.it)

Mauro Baldissoni (asroma.it)

Zum Thema gibt Generaldirektor Mauro Baldissoni RomaTV ein Interview:

Ist die Vereinsführung über die verschiedenen Strafen überrascht?
Wir sind sehr überrascht, leider ist dies nicht das erste mal, dass das Sportgericht so was macht. Wir sind müde, immer die zu sein, bei denen eine neue Art von Gerichtsbarkeit eingeführt wird, mit der Roma wir die Eingriffsmöglichkeit immer erweitert (er bezieht sich auf den umstrittenen TV-Beweis gegen Destro letzte Saison gegen Cagliari, AdR.). Es scheint als wurde Rudi Garcia nur aufgrund einer Aussage eines Ordners gesperrt, ohne dass einer der Offiziellen etwas gesehen hätte.

Die Geldstrafe der Roma?
Auch das hat uns überrascht, Genoa bekommt 30.000€ Strafe für das Verhalten ihrer Fans auf der Tribüne und der gefährdeten Unversehrtheit unserer Spieler. Wir haben 20.000€ aufgebrummt bekommen, weil wir uns geweigert haben unsere FIGC-Kärtchen auszuhändigen, damit der Ordner uns identifizieren kann. Wenn ein Offizieller das von uns verlangt, sind wir gerne bereit zusammenzuarbeiten, wenn es aber von uns verlangt wird, damit ein nicht dazu befugter Ordner uns identifizieren kann, fühlen wir uns frei, dies nicht zu tun. Um mal zusammenzufassen: Wir waren Opfer einer Aggression vonseiten des Publikums und haben keine Hilfe vonseiten Genoas erhalten, indem der ausziehbare Tunnel nicht ausgefahren wurde. Wir haben eine fast gleich hohe Geldstrafe erhalten, um einem Ordner zu erlauben eine nicht vorgefallene Sache anzuzeigen, das ist grotesk! Ab heute wird es in jedem Stadion Italiens möglich sein, durch eine erfundene Aussage Spieler, Trainer usw. sperren zu lassen. Rudi Garcia wird diesen Ordner anzeigen und auch wir als Verein denken darüber nach.

Wird gegen die Roma besonders hart vorgegangen?
Wir haben ein ungutes Gefühl, das wir schon letzte Saison angeprangert haben. Wir haben eine positive Art der Zusammenarbeit gewählt, weil wir denken, dass dies das beste ist. Aber falls es nötig sein sollte die (juridische) Keule zu schwingen, werden wir dies tun.

 

Rudi Garcia

Rudi Garcia

Auch Rudi Garcia äussert sich über eine Presseaussendung zum Vorfall: „Ich werde nicht akzeptieren, dass man versucht meinen Namen in den Schmutz zu ziehen, ich werde mich mit jedem Mittel gegen diese Ungerechtigkeit und diese Lügen wehren. Ich werde diese nicht tollerierbare Attacke auf meine Ehre anzeigen. Meine gesamte Karriere als Fussballer, Erzieher und Trainer zeugt von einem vorbildhaften Verhalten.“

 

Die Tageszeitung Il Tempo befragt zum Thema den Rechtsanwalt Mario Stagliano, ehemaliger Vize-Chef des Ernittlungsbüros der FIGC:

Kann eine Aussage eines Ordners als Beweis in einem Bericht an das Sportgericht genügen?
Absolut nicht, das steht im Artikel 35, Nr. 1, Punkt 1 des Kodex des Sportgerichts. Die bevorzugten Quellen die angenommen werden können sind ausschliesslich der Schiedsrichter, seine Assistenten und die Verbandsinspektoren, die sich vor Ort befinden. Der Chef-Ordner ist kein Verbandsmitglied, sondern nur ein für die öffentliche Sicherheit Beauftragter, der als erste Pflicht und Verantwortung den Schutz und die Unversehrtheit der Personen, die sich auf und um dem Spielfeld befinden, hat.

Also haben wir hier einen Fall, der vorher nie so passiert ist?
Sicher, ich gebe ihnen ein Beispiel, um die Sache ad absurdum zu führen: Ab jetzt könnte jeder Umkleidekabinenverantwortliche von jedem Verein egal welchen Spieler, Trainer oder andere Funktionäre eines Clubs nach seinem Belieben sperren lassen, indem er irgendwas aussagt, das sich vielleicht gar nicht zugetragen hat.

Und die Fanausschreitungen wurden lediglich mit 30.000€ bestraft?
Strootman wurde zum Beispiel von einer vollen Flasche getroffen, die von der Tribüne aus geworfen wurde, bei vorangegangenen, ähnlichen Situationen wurden auch ganze Sektoren in Stadien gesperrt.

 

Die Berufungen gegen die beiden Sperren laufen und sollten bis Freitag, 19.12.14 abends beantwortet sein. Es kann sein, dass Garcias Sperre zeitweilig ausgesetzt wird, um weitere Ermittlungen durchzuführen. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Quelle: vocegiallorossa.it

 

2 Responses to Sportgericht spielt verrückt! #GenoaRoma #ASRoma

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