BALDINI
Guten Tag und danke dass ihr hier seid. Heute bin ich hier um Aurelio Andreazzoli offiziell als neuen Trainer der Roma vorzustellen. Ich bin nicht nur hier um ihn und sein Team, Scala, Beccaccioli, Nanni, Zago und Muzzi vorzustellen, sondern auch um – und dazu fühlen wir uns verpflichtet – uns bei Mister Zeman für seine Arbeit und seine Hingabe in diesen Monaten zu bedanken. Wenn die Dinge nicht laufen wie sie laufen sollten sind alle verantwortlich und die Schuld muss auf alle aufgeteilt werden. Wir wollen niemandem zur Verantwortung ziehen oder jemandem die alleinige Schuld geben sondern eine Lösung finden, diese haben wir in Andreazzoli gefunden. Er wurde vor einem Jahr ausgewählt weil er eine wichtige Ressource für den Verein ist und wir haben ihm letztes Jahr einen Vertrag über fünf Jahre unterbreitet. Wir dachten er könnte das Gedächtnis der Roma von Spalletti, Montella, Ranieri, Luis Enrique und Zeman sein, indem er das bewahrt was jeder von ihnen gebracht hat. Die Wahl von Andreazzoli war daher eine logische Konsequenz der Erfahrungen die er sammeln konnte, er geniesst unser Vertrauen und wir vertrauen uns ihm an. Ausserdem sind wir zuversichtlich dass Aurelio nicht nur eine zeitweilige Lösung sein wird, mit der Hoffnung das er endgültig werden kann.
ANDREAZZOLI
Sie kennen die Roma und ihr Umfeld seit nunmehr 8 Jahren und die Tatsache, dass sie die Spieler gut kennen, erleichtert ihre Arbeit. Welche Art von Arbeit wurde in diesen Tagen durchgeführt? Waren sie aufgeregt?
Aufgeregt ganz bestimmt, weil mir etwas ganz grosses anvertraut wurde, es ist so gross, dass ich noch gar keine Zeit hatte mich meinen Emotionen zu stellen. Das entscheidende war die Gruppe von Personen auszuwählen, die mit mir arbeiten werden. Wir haben unsere Ziele gesteckt, uns Guidelines gegeben und wir sind gestartet mit einem riesigen Haufen an Arbeit. Wir wissen aber was wir zu tun haben und wie wir es tun wollen. Alleine könnte ich das nie schaffen aber mit der Hilfe meines Teams ist alles gut gegangen, wir haben das Fundament gesetzt um von dieser Arbeit in naher Zukunft Profit zu ziehen. In naher Zukunft weil ich bin nicht hier um nach Zeit zu fragen, denn diese haben wir nicht. Morgen haben wir ein Spiel zu spielen und alles was wir machen ist auf dieses Spiel gerichtet und auf die Spieler, die morgen spielen. Wir sind zuversichtlich. Es ist keine kurzfristige Arbeit, ich führe eine Arbeit für den Verein durch um die Probleme, die wir in Zukunft haben können, zu eliminieren.
Ist der dritte Platz noch erreichbar?
Über die Tabelle spreche ich nicht, ob ich ja oder nein sage hat die selbe Bedeutung. Wir haben mehrere Primärziele und wir haben versucht die Dinge vorzuziehen, die uns in der Praxis die grössten Resultate geben können. Vor allem muss sich die Mannschaft mental regenerieren und wieder Selbstvertrauen finden. Daran möchten wir arbeiten, am Ehrgeiz und am Siegeswillen und das ist kein Slogan sondern muss aus vielen Komponenten heraus wachsen. Wenn ich irgendwelche Plakate mit Sprüchen in die Kabine hänge werde ich nichts erreichen. Ich muss einen generellen Nährboden errichten der und zum Ehrgeiz führt und dies machen wir mithilfe der Ideen der Personen die mit mir arbeiten. Ich habe nicht die genommen, die in der ersten Linie waren, sondern die, die eher versteckt waren, viele davon sind schon lange hier und besitzen in meinen Augen die Qualitäten, die wir brauchen. Mit der Energie aller müssen wir dieses Gefühl wiederbringen das nicht mehr da ist, oder besser: das da ist aber noch undefiniert ist. Als ich diese Woche vom Schmerz nach der Niederlage gesprochen habe meinte ich damit eine sehr wichtige Sache, wenn ein Spieler nach einer Niederlage nicht leidet wie die Tifosi oder wie alle Liebhaber der Roma, wenn wir es nicht schaffen zu leiden wie sie, wie meine Freunde die Roma-Fans sind, werden wir nie zu etwas kommen. Wenn wir diese beiden Gefühle wieder erwecken können haben wir bereits grosses erreicht. Mit dieser Kraft können wir weit kommen, auch indem wir die Energie nutzen die von aussen, auch von euch, kommt. Ich habe das Glück für die Roma zu arbeiten und mit einer Mannschaft aus seriösen Personen und braven Jungs. Ich muss mich bremsen sie zu umarmen, nicht weil ich ihr Freund bin, sondern weil ich ihnen meine Energie übermitteln will. Die Hauptdarsteller in diesem Spiel sind die Spieler, die nicht bekämpft werden sollen sondern geliebt werden müssen. Sicherlich müssen sie uns eine Antwort auf dem Platz geben und die, die uns verfolgen, werden urteilen, ob und wie wir unsere Arbeit gemacht haben. Jeder von uns hat seine eigenen Meinungen, wir sind alle in unsere Mannschaft verliebt. Die Mannschaft ist stark, der Verein hat uns eine – nein zwei – starke Mannschaften zu Verfügung gestellt. Wenn jeder von uns, auch ihr, einen kleinen Teil beiträgt, diesen Wagen, den wir in dieser Woche unter grosser Anstrengung vollgepackt und auf die Gleise gestellt haben, anzuschieben, wird er dann von alleine Fahrt aufnehmen. Entschuldigt, ich habe jetzt etwas zu lange geantwortet, aber ich wollte diese Ideen loswerden. Ab jetzt werde ich mich kürzer fassen.
Wie werden sie die Aufstellung verändern?
Ich werde 11 Spieler aussuchen und sie so auf den Platz stellen, um ihre Eigenschaften und ihr Potential optimal auszunutzen. Ich brauche Kraft, athletische Resistenz, technische und taktische Qualität, etc. dann wähle ich 11 aus und sage „Spielt das Spiel“, es ist keine Frage der Zahlen oder Spielweisen, man spricht von 4-3-3, 5-3-2 etc. aber wichtig sind ihre Eigenschaften, die das bestimmen was am Ende herauskommt.
Werden sie also flexibel sein was die Spielweise betrifft?
Ich mache diesen Beruf schon seit vielen Jahren, ich war auch lange Trainer. Es ist nicht so, wie einige geschrieben haben, dass ich seit 17 Jahren Assistenztrainer bin. Ich war 20 Jahre lang Trainer und war jetzt 10 Jahre lang Assistenztrainer in der Serie A, jetzt komme ich wieder als Trainer zurück. Ich finde es eine logische Konsequenz, dass die Fussballer von alleine zu einem System finden, dass sie es vorschlagen. Ich finde ein fixes Spielsystem fast wie einen Käfig, sowohl für die Spieler als auch für die Trainer. Man ist konditioniert es zu verfolgen, es ist besser wenn man diesbezüglich frei sein kann. Ich habe in den ganzen Jahren alle Spielsysteme gesehen, ich kenne sie alle und ich stelle mich den Spielern und dem jeweiligen Moment zu Verfügung. Die Spieler müssen in die Lage gebracht werden um ihr Bestes geben zu können, deshalb habe ich gesagt dass der Trainer nicht immer eine so grosse Rolle spielt wie man denkt.
Spüren sie das Erbe von Zeman?
Nein. Ich versuche das auszunutzen, was er uns gelassen hat, wie viel davon werden wir sehen. Er hat uns ein enormes Gut hinterlassen.
Sie haben eben gesagt, dass die Mannschaft sehr stark ist und dass nur ein kleiner Anschub genügt um den Wagen durchstarten zu lassen. Was ist also bisher geschehen, wieso ist der Wagen nicht gestartet? Sie haben sie doppelten Trainingseinheiten abgeschafft, war es dies was diese Jungs, die Millionen im Jahr verdienen, nicht weitergehen liess?
Soll ich mit ja antworten? Du hast dir doch schon selbst geantwortet. Wenn du willst dass ich dir so antworte, du weisst, dass ich nicht so denke, es ist klar dass ich eine gegenteilige Meinung habe. Mein Gedanke ist antithetisch deiner Aussage. Mein Traum war es die Roma zu trainieren, der Verein hat mich ausgewählt und ich habe, um den Spielern ein wenig entgegenzukommen, die Trainings um 11 angesetzt und die doppelten Einheiten abgeschafft? Machte Spalletti doppelte Einheiten? Nein. Hat er die Spieler verwöhnt? Nein, ganz im Gegenteil, er war ein Drill-Sergeant. Ich möchte dass ihr das versteht. Vorhin habe ich um einen kleinen Anschub von euch gebeten, es genügt ein 0,2% Hilfe von euch allen. Mein Verhältnis zu euch beginnt heute, ich muss für die Arbeit bewertet werden, die ich seit letztem Samstag mache. Ich habe diese Woche drei Stunden pro Nacht geschlafen und dann muss ich mir anhören, dass er irgendwo knarzt. Das mit dem Gehalt der Spieler hat mir überhaupt nicht gefallen, das ist die übliche Leier dass sie viel verdienen. Wenn sie viel verdienen bedeutet das, dass sie gut sind, ich habe nie so viel verdient, weil ich schlecht war. So wie ihr: wenn ihr gut seid werdet ihr zu einer wichtigeren, grösseren Zeitung kommen. Ich werde es niemandem erlauben mich Auf Kosten der Mannschaft zu verärgern, weil es seriöse, bereitwillige Personen sind, die sich zu 100% zu Verfügung stellen. Geht nicht auf die Mannschaft los, denn sonst werdet ihr einen sicheren Feind haben. Gebt mir diese Chance, ansonsten kann ich diese Geschichte nicht weiterbringen.
Nach den ganzen Jahren im Hintergrund: Wenn der Verein am Ende der Saison von ihnen verlangen würde wieder ihre alte Position einzunehmen, würden sie annehmen oder würde es ihnen schwerfallen?
Nein, weil ich für den Verein arbeite. Zu meinem Sohn habe ich gesagt: „Ich würde diesen Job auch machen wenn sie mir nur die Hälfte zahlen würden.“ Der Verein wird mir irgendwann sagen welches seine Perspektiven sind und ich werde mich danach richten. Zusammen mit ihnen werden wir dann in jene Richtung arbeiten, die die Vereinsführung vorgeben wird. Wenn ich Mann des Vereins bin, bin ich ein Mann des Vereins. Wenn es verlangt wird werde ich wieder das tun, was ich vorher getan habe, ich habe eine Rolle und ich werde sie gerne weiter ausfüllen.
Unter Zeman wurde sehr viel über sein Verhältnis mit De Rossi diskutiert. Sie haben mit dem Spieler gesprochen, welche Rolle wollen sie ihm geben?
Die Rolle, die ihm das römische Volk und der Verein immer gegeben haben. Er ist ein Führungsspieler und er wird alle Spiele spielen, wenn er es sich verdient.
Sie haben gesagt, dass Zeman ein grosses Erbe hinterlässt. Sind sie nicht eher der Anti-Zeman?
Nein, dann fühlt ihr euch auch als Anti-Zeman, das römische Publikum sagt das selbe, die Mannschaft drückt das selbe aus, die Tabellensituation ist wie sie ist, so ist es. Ich nehme die Situation zur Kenntnis, wir müssen sie beheben und die Mannschaft dorthin bringen wo sie zu stehen hat.
Vorhin haben sie gesagt, dass sie zwei starke Mannschaften haben, die Qualität der Kaders ist hoch, denken sie, dass die Spieler dessen bewusst sind oder ist es ein Problem fehlenden Selbstbewusstseins?
Dies ist eines der Probleme.
Ein anderes Problem ist die Torwartdiskussion…
Stekelenburg wird wie De Rossi alle Spiele spielen, wenn er gut spielt, ansonsten spielt ein anderer.
Pjanic hat von einem Problem zwischen defensivem und offensivem Gleichgewicht unter Zeman gesprochen, wie wollen sie Gleichgewicht hineinbringen?
Mein Freund Delio Rossi ist im Augenblick in einer Lage der Unwissenheit, er braucht dann nur 10 Minuten um seine Mannschaft einzustellen, aber ich will ihm keinen Vorteil lassen. Wenn ihr nichts wisst, weiß er auch nichts, deshalb möchte ich nicht über diesen Aspekt sprechen. Gestern hab ich mit den Spielern darüber gesprochen. Zu Pjanic: Es ist universell bekannt, dass er ein grosses Talent ist, er hat das gewisse etwas, nicht umsonst hat er das Interesse vieler wichtiger Vereine erweckt. Auch beim Aufstellen ist es mit ihm einfach, jeder Spieler hat eine Rolle und bestimmte Aufgaben und er führt diese perfekt durch.
Sie haben von wenigen, aber harten Regeln gesprochen, welche sind diese?
Ich gebe dir jetzt keine Liste, das ist etwas was in der Kabine bleibt. Die allererste Regel ist die des Hausverstandes, denn wir alle wissen was wir zu tun haben. Wenn einer wohlerzogen ist weiß er die Regeln von alleine. Ich will nicht 20 Regeln aufstellen, die ich dann nicht imstande bin zu kontrollieren, aber es gibt Situationen, über die ich nicht diskutiere und die wir auch sagen, wie Pünktlichkeit, das Benehmen, dies sind die generellen Kapitel, bei denen man keinem etwas nachlässt, weder den jungen noch den erfahrenen Spielern. Entzaubern wir dieses Klischee: Aurelio, der Freund der Spieler. Kommt einmal in die Kabine und fragt nach, oder ruft meine Frau und meine Kinder an und fragt ob zu Hause Regeln Regeln sind und ob ich sie einhalten lasse. Ich habe zwei Ikonen in der Kabine und das sind Totti und De Rossi, Capitano und Capitan Futuro, sie beide müssen die Regeln noch mehr beachten als alle anderen, sie müssen das Beispiel geben und den Arsch vor allen anderen hochkriegen. Ich will sie hervorheben, weil wir sie brauchen, die Leute wollen dies. Wenn ich Totti und De Rossi hochhalte ziehen die, die weiter unten sind, nach. Wenn ich sie aber erniedrige bleiben auch die anderen unten, erdrückt. Ihnen gebe ich diese Privilegien aber kein Privileg bezüglich der Verhaltensweisen, das wissen sie. Dies kann ich euch sagen, weil ich es allen Spielern auch schon gesagt habe.
Baldini hat gesagt sie sind eine Synthese von allem was in den letzten Jahren bei der Roma war…
Mit Ranieri nicht, da bin ich nicht hier geblieben.
Was ist ihnen von diesen verschiedenen Trainern jeweils geblieben?
Jeder hat mir etwas gelassen, der eine mehr, der andere weniger. Sie haben mir aber auch eine andere Komponente hinterlassen, nach der ihr mich nicht gefragt habt und dies sind die Fehler, die gemacht wurden, diese sieht man und versucht sie von seinem geistigen Gepäck auszuschliessen. 60 Jahre alt zu sein hat auch einen Vorteil und zwar, dass ich keinem bestimmten Modell von Fussball folgen muss, ich kenne den Fussball und weiß genau was ich tun muss und wie ich schnell zum Ziel komme. Ich habe schon alles durchgesiebt. Der Teil des Fussballs den man aber nicht kontrollieren kann ist das Ergebnis. Wenn es stimmt – so wie viele sagen – dass wir eine der besten Mannschaften sind und wenn wir es schaffen zu „produzieren“, werden wir auch Ergebnisse einfahren.
Eine Überlegung zur Welt des Sports über den Skandal von Cipollini heute… (die Gazzetta hat heute die Unterlagen über Ex-Radrennstar Cipollini von Fuentes veröffentlicht, die ihn sehr schwer belasten, Anm.d.R.)
Ich habe es nur nebenbei gerade eben erfahren, genaues weiß ich noch nicht. Generell gesagt glaube ich, dass das Doping der grösste Feind des Sports ist, weil es die Erwartungen und Träume einer ganzen Welt betrügt. Der Sport kreiert Träume, ich denke da an die Kinder, an meinen Sohn zum Beispiel, der ein grosser Radsport-Fan war, er war glühender Fan von Pantani, er war sein Idol. Als seine Dopinggeschichte rausgekommen ist hat er keine einzelne Etappe mehr verfolgt. Es ist traurig den Kindern die Möglichkeit zu nehmen zu träumen. Aber es träumen nicht nur sie, ins Stadion kommen alt und jung und ihnen einen Traum zu rauben ist etwas ganz Schlimmes.
Quellen: romanews.eu vocegiallorossa.it